Auch im November habe ich wieder am Sweek Kurzgeschichten Wettbewerb teilgenommen, diesmal mit meiner Geschichte »Der Geist der Zeit« 📚✏️
Es geht um das Wort »Uhr«. ⏳
Ich blickte durch das beschlagene Fenster, hinaus zum Herbstlaub, in dem sich ein goldiger Igel einkuschelte.
Wie sehr ich mir doch wünschte, dass der Herbst länger bliebe und die Blätter nicht aufhören würden, die graue Stadt mit ihren Farben zu umspielen. Wenn sie länger an den Ästen schaukeln würden, anstatt zu Boden zu fallen und das kahle Antlitz der Bäume zum Vorschein zu bringen. 🍁
Doch den Lauf der Natur konnte ich nicht aufhalten. So hauchte ich die Lavendelkerze auf dem Fensterbrett aus und begab mich ins Badezimmer. 🕯
Ich drehte meine große Sanduhr zum Zähneputzen um. Jedoch stieß ich mich ungeschickt und brachte sie zu Fall. Die Sanduhr zerschellte am Waschbecken und splitterte durch den ganzen Raum. Der Geist der Zeit war überall verstreut, er umschloss mich wie ein Bienenschwarm. Ich umfasste meinen Hals, röchelte, um den feinen Sand aus meiner Lunge zu pressen. Hustend wankte ich ins Schlafzimmer und ließ mich erschöpft ins Bett fallen. ⏳
Als ich am nächsten Tag aufwachte, war meine Bettdecke völlig nass geschwitzt. Ich öffnete das Fenster. Das Laub war verschwunden, saftig grün hingen die Blätter wieder an den Bäumen. Ein Nieselregen ergoss sich über der Straße. War der Sommer zurückgekehrt? 🌳
Ungläubig umfasste ich meine Armbanduhr, die ich gestern im Bett noch wegen der Winterzeit eine Stunde zurückgestellt hatte und schraubte am Zeiger. Augenblicklich verwandelte sich der Regen in zarte Schneeflocken. ❄️
Anscheinend hatte mein Umstellen der Sommer- und Winterzeit nun eine völlig neue Bedeutung. Ich war die Hüterin der Jahreszeiten. ☄️