Im September habe ich wieder am Sweek Kurzgeschichten Wettbewerb, diesmal mit meiner Geschichte »Entfesselt«, teilgenommen (https://blog.sweek.com/âŠ/kurzgeschichten-wettbewerb-mikrogâŠ/).
Es geht um das Wort »Geheimnis«.
Der Brunnen war von Ranken umschlungen. Ich berĂŒhrte die alten, vermoderten Ziegelsteine, die sich unter lauter Moos und Dreck versteckten. »Gab leider nichts besseres«, ertönte eine piepsige Stimme hinter mir. Meine kleine Schwester Marie kam mit einigen zermantschten Pilzen zurĂŒck, die sie in ihrer Tunika vergraben hatte.
Ich strich ĂŒber ihren zerzausten Lockenkopf. Sie beugte sich ĂŒber das geheimnisvolle, groĂe Loch, das so regungslos und still dalag, wie ein ausgestorbener Vulkan. »Wir mĂŒssen trinken«, japste Marie und begann, ein spaghettidĂŒnnes Seil auseinanderzuwickeln. Ich pulte Moos von den Steinen ab. »Lass uns lieber gehen, dort unten ist bestimmt sowieso nichts.«
Marie schnaufte wie ein Wolf, der langsam den Verstand verlor. »Und wenn dies die letzte Stelle im verwunschenen Wald ist, wo wir Wasser finden können? Wir mussten HyÀnenbienen, PilzÀste, Kleereiher und SteinschnÀbel bekÀmpfen. Mit dem Brunnen werden wir schon noch fertig!«
Plötzlich verhederrte sie sich im Seil, verlor das Gleichgewicht und stĂŒrzte so tief in den Brunnen, dass ihr jĂ€mmerliches Kreischen mit der Dunkelheit verschmolz. »Marieee!«, schrie ich verzweifelt hinterher.
Ich zuckte zusammen, als das Seil begann, zu wackeln und zu knarren, bis zwei Eimer die OberflĂ€che erblickten. Einer war mit blubberndem Wasser gefĂŒllt, im anderen Eimer hockte Marie. Gefesselt. Ohne nachzudenken, befreite ich sie, doch schlagartig verwandelte sie sich in eine dĂŒstere Hexe und zog mich in den Brunnen. Meine Stimme versiegte, als ich mich in blubberndes Wasser verwandelte.
Kurze Zeit spÀter tauchte Marie vom Pilzesammeln auf. »Schweeester, wo bist du?«